11.09.2025
Osaka/Wien, 11. September 2025 – Frauen gestalten Wissenschaft, und das weltweit. Unter dem Titel „She Shapes Science – Women in STEM in Austria & Japan“ trafen vergangene Woche führende Expertinnen aus beiden Ländern im Women’s Pavilion der EXPO 2025 Osaka zusammen. Hier tauschten sie sich über Herausforderungen und Chancen für Frauen sowie notwendige Veränderungsprozesse im MINT-Bereich aus. Das Panel war Teil des österreichischen EXPO-Rahmenprogramms und zeigte einmal mehr, wie wertvoll internationale Kooperation für gesellschaftlichen Fortschritt ist.
Frauen sind in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) in Japan wie in Österreich nach wie vor unterrepräsentiert. Auffallend dabei: Trotz rund 9.000 Kilometer Entfernung und deutlicher kultureller Unterschiede zeigen sich in beiden Ländern sehr ähnliche gesellschaftsstrukturelle Probleme. Eine hohe Teilzeitquote bei Frauen, ungleiche Bezahlung und der (vermeintliche) Mangel an klaren Karrierewegen prägen das Bild. Während der Gender Pay Gap in Japan laut OECD bei rund 22 Prozent liegt, beträgt er in Österreich etwa 18 Prozent – und damit ebenfalls deutlich über dem EU-Schnitt.
Internationale Bühne für Gleichstellung
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit Grußworten von Ursula Plassnik, Regierungskommissärin für die EXPO 2025 und ehemalige österreichische Außenministerin, sowie von Martha Schultz, WKO-Vizepräsidentin und Vorsitzende der Plattform „Frau in der Wirtschaft“. Sie beide unterstrichen die Bedeutung von internationalem Austausch und Sichtbarkeit für Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft.
Daran knüpften zwei Keynotes an. Tokiko Shimizu (Ökonomin, ehem. stellv. Leiterin der Bank of Japan und Vorstandsmitglied bei Toyota Industries) betonte: „Wir dürfen Diversität nicht als Ideologie sehen, sondern als Grundlage für Fortschritt.“ Sabine Seidler (ehem. Rektorin der TU Wien) erklärte: „Nachhaltige Veränderung braucht strukturelle Maßnahmen, strategische Leitlinien und ein Bewusstsein für gelernte, benachteiligende Verhaltensmuster in Organisationen. Nur so können wir die Unterrepräsentation von Frauen im MINT-Bereich langfristig überwinden.“
Wandel beginnt mit Bildung – und Vorbildern
Danach folgte die hochkarätig besetzten Paneldiskussion, moderiert durch Christina Schösser des AußenwirtschaftsCenter Tokio. Darin wurde deutlich, dass kulturelle Faktoren eine wesentliche Rolle spielen. Beispielsweise wird in beiden Ländern nach wie vor wenig und ungern über Geld gesprochen. Das sorgt in Unternehmen für intransparente Verhältnisse und fehlendem Wissen darüber, dass Frauen häufig weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Eine Situation, die sich ohne strukturellen Wandel nicht ändern lässt.
Um tatsächliche Gleichstellung zu erreichen, muss deshalb auf mehreren Ebenen angesetzt werden, insbesondere auch in den Unternehmen: Maren Wölfl (Business Coach und Gründerin des Female Wake-Up-Calls) betonte, dass es vor allem darum geht, Arbeitsplätze für Frauen attraktiver zu machen – etwa indem auch Führungspositionen in Teilzeit möglich werden. Damit Frauen aber vor allem für MINT-Karrieren gewonnen werden können, ist das Bildungssystem gefordert.
Tomoko Hayashi (ehem. Chief Economist of Government Cabinet Office) hob diesbezüglich hervor, wie wichtig es sei, dass Lehrende frei von unbewussten Vorurteilen (Bias) unterrichten. In Japan setzt die Regierung bereits gezielte Impulse und hat entsprechende Trainings- und Fortbildungsprogramme gestartet.
Auch Sophie Gerber (Wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Genderfokus am Technischen Museum Wien) wies darauf hin, dass solche tief verankerten Bilder – etwa vom „männlichen Ingenieur“ oder „männlichen Genie“ – noch immer prägend sind. Sie beeinflussen nicht nur die Wahrnehmung von Technikberufen, sondern auch Rekrutierungsprozesse in Unternehmen und damit, wer Zugang zu MINT-Feldern erhält, wer bleibt und wem dort Chancen eröffnet werden.
Darüber hinaus wurde im Panel deutlich, dass es konkrete Hebel braucht, um langfristig Veränderung anzustoßen. Etwa sichtbare Role Models, genderfaire Ausbildungen, transparente Karrierewege sowie moderne Arbeitsmodelle wie Teilzeit-Leadership sind wichtige Schritte zur Stärkung von Frauen in MINT-Berufen.
Entscheidend ist es, darüber sind sich die Speakerinnen einig, das Bewusstsein für bestehende Ungleichheiten weiter zu stärken. Auch durch internationale Plattformen wie das Panel „She Shapes Science“, das Sichtbarkeit schafft, Möglichkeiten gibt, voneinander zu lernen und den interkulturellen Dialog fördert.
Die Paneldiskussion kann unter
diesem Link abgerufen werden und noch weitere Fotos der Veranstaltung finden Sie
hier.