03.06.2020
- 105 globale Investoren mit einem Vermögen von über 10 Billionen US-Dollar beteiligen sich an der neuesten „Non-Disclosure“-Kampagne von CDP Europe.
- Der Druck auf die einflussreichsten Unternehmen weltweit zur Offenlegung ihrer Umweltdaten steigt.
- Neben Facebook und Netflix gehören auch heimische Unternehmen wie
DO & CO, Erste Group Bank, IMMOFINANZ oder Wienerberger zu den Unternehmen, die von Investoren zur Offenlegung von Umweltdaten gedrängt werden.
- 20 Prozent mehr Investoren beteiligen sich an der Kampagne.
Wien, 9. Juni 2020: Der Klimawandel hat mehr denn je Einfluss auf Unternehmenserfolge. Diese Einschätzung bestätigen aktuell 105 globale Investoren, die sich an der jüngsten „Non-Disclosure“-Kampagne der internationalen Non-Profit-Organisation CDP Europe (vormals Carbon Disclosure Project) beteiligen. Sie empfinden den Klimawandel zunehmend als Risiko für ihre Investments. Gemeinsam appellieren die Investoren an 1.051 der einflussreichsten Unternehmen weltweit, Umweltdaten über CDP – das meist genutzte Reporting-System für Umwelt- und Klimadaten – offenzulegen.
"Die Bedeutung des Engagements von Anlegern zur Förderung der Offenlegung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Klimawandel, Wassersicherheit und Entwaldung stellen wesentliche Risiken für Investitionen dar und Unternehmen, die ihre Auswirkungen nicht offenlegen, laufen Gefahr, beim Zugang zu Kapital hinter ihren Konkurrenten zurückzubleiben“, sagt Emily Kreps, Global Director für Kapitalmärkte bei CDP.
Unternehmen sind Investoren zu intransparent
Als Teil der CDP-Kampagne zur Nicht-Offenlegung von Umweltinformationen („Non-Disclosure Campaign“) startete CDP Europe erstmals 2017 eine Investoren-Initiative: Seitdem richtet sich CDP Europe an die einflussreichsten Firmen weltweit, die die Umwelt durch ihre Geschäftstätigkeit maßgeblich beeinflussen, jedoch auf wiederholte Aufforderungen ihrer Investoren zur Offenlegung von Umweltdaten nie reagierten. Heuer wurden 58 Prozent der 1.051 einflussreichsten Unternehmen von Investoren für die Kampagne ausgewählt, ihre Daten zum Klimawandel offenzulegen – darunter Berkshire Hathaway und Nintendo, aber auch österreichische Unternehmen wie DO & CO, Erste Group Bank, IMMOFINANZ oder Wienerberger.
Ziel von CDP Europe ist es, noch mehr Unternehmen zu motivieren, sich durch Unternehmensmaßnahmen für den Klimaschutz, den Schutz der Wälder und für Wassersicherheit zu engagieren und dadurch eigene Risiken zu minimieren. Immerhin haben die von CDP Europe befragten Unternehmen enormes Potenzial: Sie emittieren mit einer globalen Marktkapitalisierung von über 8 Billionen US-Dollar jährlich schätzungsweise mehr als 4.800 Megatonnen (Mt) Kohlendioxidäquivalent (CO2e). Das entspricht den Emissionen der USA im Jahr 2017.
"Klimawandel, Entwaldung und Wassersicherheit sind für viele Industriezweige zu materiellen Problemen geworden. Investoren benötigen umfassendere Informationen und wissenschaftliche Analysen, um die Risiken und Chancen, die sich aus diesen Themen ergeben, anzugehen. Dies erklärt, warum die CDP-Fragebögen den Empfehlungen des TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures) entsprachen. Cathay ermutigt Unternehmen zur Offenlegung von Umweltdaten, die über die Selbstbewertung hinausgehen. Solche Bemühungen sind für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft nützlich – und unerlässlich“, sagt Sophia Cheng, Chief Investment Officer bei Cathay Financial Holdings.
CDP Europe nennt Unternehmen beim Namen
Schon das Vorjahr hat gezeigt: Die Chance, dass Unternehmen ihre Umweltdaten offenlegen, verdoppelte sich, wenn sie im Rahmen der Non-Disclosure Kampagne von ihren Investoren dazu aufgefordert wurden – im Vergleich zu jenen, die nicht adressiert wurden. In einer aktuell veröffentlichten Liste (Anmerkung: Datensatz 2020 ist ab 9.6. online) nennt CDP Europe auch 2020 wieder jene Firmen, die Umweltdaten in einem der drei Schlüsselbereiche – Klimawandel, Schutz der Wälder und Wassersicherheit – trotz mehrmaligen Nachfragens nicht transparent machen. Ein Drittel (30 Prozent) der genannten Unternehmen, darunter Chevron und Imperial Oil, waren gefordert, ihre Umweltdaten sogar in zwei Schlüsselbereichen offenzulegen.
20 Prozent mehr Investoren
2020 hat CDP Europe um 20 Prozent mehr Investoren als im Vorjahr gewonnen. Dazu zählen u. a. die deutsche Vermögensverwaltung Allianz Global Investors, Legal & General und der New York State Common Retirement Fund. Die Gründe dafür:
„Wie das Wachstum dieser Kampagne zeigt, benötigen Investoren entscheidende Daten, die konsistent, vergleichbar und umfassend sind. Um dies zu ermöglichen, erwarten sie von den Unternehmen, dass sie sich rückhaltlos an die vom TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures) festgelegten Standards für die Offenlegung und Berichterstattung im Umweltbereich halten. Mit der Widerstandsfähigkeit der Unternehmen und der Anpassung an unerwartete, systemische Risiken, die durch die jüngste Krise der öffentlichen Gesundheit entstanden sind, wendet sich das Blatt rasch gegen Unternehmen, die die Forderungen der Investoren nicht zur Kenntnis nehmen", sagt Emily Kreps, Global Director für Kapitalmärkte bei CDP.
"Wir sind davon überzeugt, dass mehr Transparenz in Bezug auf die Umweltleistung von Unternehmen eine wichtige Voraussetzung für die Verbesserung der Unternehmensleistung und die Schaffung einer widerstandsfähigeren Wirtschaft ist. Konsistente und vergleichbare Daten sind der Schlüssel für unsere Unternehmensanalyse und insbesondere für die Analyse der Klimarisiken und -chancen", kommentiert Katarina Hammar, Leiterin der Abteilung Active Ownership bei Nordea Asset Management.
Weitere Informationen zur Kampagne:
- Eine vollständige Liste der Unternehmen der Kampagne finden Sie hier. Bitte beachten Sie, dass einige Unternehmen möglicherweise bereits zu einem oder mehreren Schlüsselbereichen offenlegen, aber für einen anderen Bereich angesprochen werden, von dem angenommen wird, dass es auch für ihre Geschäftstätigkeit von Bedeutung ist.
- Im Jahr 2018 aktualisierte CDP Europe seine Offenlegungsplattform, um den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) zu entsprechen. Das bedeutet, dass seit 2018 rund 7.000 Unternehmen ihre Umwelt- und Klimadaten entsprechend den Kriterien der TCFD offengelegt haben.
- Investoren, die an der Non-Disclosure Kampagne von CDP Europe beteiligt sind, werden dem Schwerpunktbereich "Corporate Engagement" der Investorenagenda zugerechnet.
Foto-Anhang: Emily Kreps, Global Director für Kapitalmärkte bei CDP ©CDP
Über die Kampagne
Die „Non-Disclosure Campaign“ ist eine der wichtigsten Investoreninitiativen von CDP Europe. Ziel der Kampagne ist es, die Transparenz der Unternehmen in den Bereichen Klimawandel, Entwaldung und Wassersicherheit zu erhöhen, indem die Unternehmen ermutigt werden, auf die Offenlegungsaufforderung von CDP Europe zu reagieren.
Investoren werden im Laufe des Sommers mit Unternehmen in Kontakt treten, solange das Offenlegungssystem über CDP offen ist. Die Unternehmen werden gebeten werden, ihre Antwort an die Investoren über das Online-Antwortsystem des CDP bis August 2020 zu übermitteln.