20.11.2025
Graz, am 20. November 2025 – Das Wiener Generationencafé Vollpension hat seine Crowdinvesting-Kampagne für künftige Standorte in Graz und Salzburg erfolgreich abgeschlossen. Über 190 Personen investierten insgesamt mehr als 400.000 Euro – das Finanzierungsziel von 200.000 Euro pro Stadt wurde damit übertroffen. Jetzt liegt der Fokus auf der Suche nach geeigneten Immobilien.
“Der Zuspruch ist überwältigend. Schon unser Pop-up im Sommer war ein großer Erfolg, und jetzt haben die Grazer:innen mit ihren Investments gezeigt, wie sehr sie sich ein dauerhaftes Generationencafé wünschen”, freut sich der gebürtige Grazer Moriz Piffl-Percevic, Mitgründer und Ideengeber der Vollpension, über den Ausgang des Crowdinvestings.
Nächster Schritt: Standortsuche in Graz
Mit den 200.000 Euro aus dem Crowdinvesting ist ein wichtiger Grundstein gelegt. Nun folgen Standortsuche, Detailplanung und die Sicherung der Gesamtfinanzierung. “Wir suchen ein geeignetes Objekt in zentraler und bester Lage und sind über jeden Hinweis dankbar”, erklärt Piffl-Percevic. Gesucht wird eine Fläche ab 200 Quadratmetern mit Gastgarten in gut frequentierter Lage. Wann ein Vollpension Generationencafé in Graz eröffnet werden kann, hängt davon ab, wie lange es dauert, einen geeigneten Standort zu finden und welche Umbauten und Genehmigungen notwendig sein werden.
Frauen finanzieren soziale Wirkung – trotz struktureller Benachteiligung
Besonders bemerkenswert ist, dass 60 % der Unterstützer:innen weiblich sind und sie auch 60 % des investierten Kapitals beisteuern. Und das, obwohl laut Eurostat der Gender Pay Gap in Österreich bei 18,3 % liegt (2023), jede fünfte Frau über 65 Jahre in Österreich armutsgefährdet ist und Frauen laut Arbeiterkammer 23 % weniger Vermögen als Männer besitzen. "Dass trotz dieser strukturellen Benachteiligung gerade Frauen die Mehrheit ausmachen, zeigt: Die soziale Wirkung war ausschlaggebend für die Investition", so Piffl-Percevic.
Wie ein Café gegen Altersarmut ankämpft
„Nach einem Leben voller unbezahlter Care-Arbeit können viele Senior:innen von ihrer Pension kaum leben – das ist ein systemischer Fehler“, erklärt Karin Hermann-Arnold, Obfrau des Vereins Vollpension. „Die Vollpension wurde gegründet mit der Mission, Räume der Begegnung für alle Generationen zu schaffen und Alterseinsamkeit zu bekämpfen. Viele Senior:innen kommen aber zu uns, weil sie den Zuverdienst benötigen. Das ist mehr denn je ein Antrieb, der uns motiviert, unsere Arbeit weiter auszubauen und noch mehr Senior:innen Perspektiven zu geben.” Geplant ist, in Graz Arbeitsplätze für bis zu 20 Senior:innen zu schaffen, die sich mit einem geringfügigen Zuverdienst die Pension aufbessern können.
In Österreich gibt es keine laufenden arbeitsplatzbezogenen Förderungen für Senior:innen. Die Vollpension finanziert alle Löhne aus dem Umsatz ihres Cafés. “Gastronomie ist herausfordernd per se - als Sozialunternehmen ohne laufende Förderungen und Unterstützung noch mehr. Aber genau darin liegt unsere Aufgabe: zu zeigen, dass eine funktionierende Lösung möglich ist”, so der Gründer.
Crowdinvesting weiterhin möglich
Die Vollpension lässt das Crowdinvesting über www.vollpension.wien/krautinvesting aufgrund des Erfolgs weiterhin zur Beteiligung offen. "Ein Generationencafé zu eröffnen, kostet ab 600.000 Euro aufwärts – abhängig von den räumlichen und baulichen Gegebenheiten der Location. Deshalb können uns Menschen weiterhin unterstützen, wenn sie das möchten", so Piffl-Percevic. “Wir haben das Crowdinvesting sogar erweitert. Wir waren überrascht, wie viele Menschen mitgemacht haben, die nicht aus Graz oder Salzburg waren. Sie haben betont, egal wo eröffnet wird - Hauptsache, es passiert.” Und Karin Hermann-Arnold ergänzt: “Es geht um mehr als Mehlspeisen. Es geht um gesellschaftlichen Zusammenhalt, um Würde im Alter und um Orte, an denen Generationen einander auf Augenhöhe begegnen.”