Neue Lehrpläne immer noch nicht verordnet – werden die Schulbücher rechtzeitig fertig? Die neuen Lehrpläne sollen im Herbst 2023 in Kraft treten. In der Entwicklung gab es erhebliche Verzögerungen, die Verordnung lässt noch auf sich warten. Die Schulbücher werden trotzdem rechtzeitig fertig sein. Im September 2023 sollen neue Lehrpläne für Volksschule, Mittelschule und AHS-Unterstufe in Kraft treten. Seit 2018 wird an ihnen gearbeitet, aber obwohl die öffentliche Begutachtung im September abgeschlossen wurde, steht ihre Verordnung noch aus. Bei Lehrkräften, die im Unterricht auf aktuelle Schulbücher angewiesen sind, steigt die Sorge: Werden unter diesen Voraussetzungen die Lehrwerke zu den neuen Lehrplänen rechtzeitig zur Verfügung stehen? Maximilian Schulyok, Geschäftsführer des öbv (Österreichischer Bundesverlag) beruhigt: „Lehrende müssen sich keine Sorgen machen: Wir werden die neuen Schulbücher rechtzeitig zum Inkrafttreten an die Schulen bringen. Wir haben sehr frühzeitig auf der Basis der geplanten Änderungen vorläufige Entwürfe erarbeitet. Solange sich nicht noch etwas ganz Wesentliches ändert, sind wir auf der sicheren Seite. Wenn wir aber darauf warten würden, dass alles beschlossen ist, hätten wir keine Chance gehabt.“ Bildungsunternehmen federn Verzögerungen ab Die Schulbuchverlage haben rechtzeitig Informationen zu den geplanten Änderungen erhalten und auf dieser Basis die Schulbücher an die neuen Lehrpläne angepasst. Sobald die Lehrpläne verordnet sind, werden letzte Adaptionen vorgenommen und Lehrwerke nach der Approbation durch das Bildungsministerium sofort in die Produktion gegeben. Für die zeitgerechte Auswahl der Bücher werden bereits im Jänner und Februar Ansichtsexemplare an die Schulen geschickt. „Uns ist klar, dass ein neuer Lehrplan für die Lehrenden ohnehin viel Arbeit und Umstellung bedeutet und dass sie ohne entsprechende Lehrwerke nicht sinnvoll unterrichten können. Da wollen wir ein verlässlicher Partner sein, zumal ihre Situation angesichts von Lehrer*innenmangel und sich ständig verändernden Anforderungen ohnehin herausfordernd ist. Deswegen haben wir unser Möglichstes getan, um die Unsicherheiten und Verzögerungen abzufedern“, so Schulyok. Lob und Kritik für die neuen Lehrpläne Schulyok begrüßt die grundlegenden Ansätze der neuen Lehrpläne, zeigt sich jedoch skeptisch, ob sie realistisch und praxisnah genug sind: „Im Schulalltag nicht leicht umzusetzen werden die überfachlichen Kompetenzen und fächerübergreifenden Themen sein. Kompetenzorientierung statt reiner Wissensvermittlung ist grundsätzlich sinnvoll, um junge Menschen auf eine volatile Zukunft vorzubereiten. Aber ohne genügend Zeit und ein sinnvolles Konzept haben Lehrende es schwer, zusätzlich zu ihren Fachinhalten auch soziale Kompetenzen, Umweltbildung und vieles mehr zu vermitteln.“ In die Erarbeitung müssten noch mehr Praktiker*innen einbezogen werden. Auch parteipolitisches Hickhack behindere häufig dringend nötige Bildungsreformen. „Was aber vor allem problematisch ist: Weil die Erarbeitung der Lehrpläne vor der Corona-Pandemie begonnen hat, sind sie dadurch inzwischen bereits wieder überholt“, weiß Schulyok. Hintergründe zu den neuen Lehrplänen An den neuen Lehrplänen wird bereits seit dem Jahr 2018 gearbeitet. Bekanntgegeben wurde der Plan zur Erneuerung vom damaligen Bildungsminister Heinz Faßmann im Frühjahr 2021. Die Verordnung war ursprünglich bereits für den Herbst 2021 geplant. Tatsächlich gingen die neuen Lehrpläne jedoch erst von Juli bis September 2022 unter Bildungsminister Martin Polaschek in die öffentliche Begutachtung. Aktuell werden die Rückmeldungen eingearbeitet. Verordnet werden sollen die neuen Lehrpläne bis Ende des Jahres, in Kraft treten im Herbst 2023. Im ersten Schritt sind nur die jeweils ersten Klassen der Volks-, Mittelschule und AHS betroffen; denn Lehrpläne treten immer aufsteigend in Kraft, d.h. für jede Folgeklasse um ein Jahr später.